Rajasthan – der "Orient" im Nord-Westen Indiens

Maharaja-Paläste mit Einlegearbeiten aus Gold und Edelsteinen – Karamelkarawanen mitten in faszinierender Wüstenlandschaft,  eine wunderschöne Silhouette vor der untergehenden Sonne bildend, Frauen in den farbenprächtigsten Saris, die in stolzer, gerader Haltung, schwere Wasserkrüge von weit her tragen, Männer mit leuchtend-bunten Turbanen, die im Schatten miteinander palavern, uralte Karavanenstädte und legendenumworbene Festungen, ausschweifende Feste und Musik – so stellt man sich Rajasthan vor...

Frauen mit Brennholz
die Männer tragen hier alle Schnurrbart

Hochzeitsfest
am Rande der Wüste
Rajasthan ist mit seinen ca. 40 Mio.* Einwohnern eine der rückständigsten Regionen Indiens. Grund dafür ist die jahrhundertelange Ausbeutung und Unterdrückung von verschwendungssüchtigen Fürsten (Maha-Rajas) und die ungünstige geografische Lage. Über 57 % der Gesamtfläche Rajasthans nimmt die nur bedingt nutzbare Wüste Thar ein. In dieser Region bleibt der Monsun oft jahrelang aus. 50 % der Bevölkerung verdient ihr karges Leben durch Viehzucht, Männer arbeiten z.T. als Gastarbeiter in Hotels, Fabriken und im Strassenbau, während ihre Frauen zu Hause ein paar Schafe oder Ziegen halten. Das Kamel ist in diesem kargen Gebiet ein wertvolles Arbeitstier.

*niemand weiss genau, wie viele Menschen tatsächlich in Indien leben. Nach offiziellen Schätzungen waren es im Jahre 2008 1.15 Mia., in Wirklichkeit sind es jedoch etliche Mio. mehr. Es ist unmöglich, die genaue Zahl von den Kindern in den Dörfern oder Slums zu erfassen – in Indien ist die Überbevölkerung das Problem Nummer 1, daraus entstehen zwangsläufig zahlreiche Nachfolgeprobleme, wie Armut, keine Schulbildung, keine Arbeit etc.

Als Zugtier....
....benützen Kamele auch manchmal die Autobahn....
 ....und auch sie brauchen zwischendurch eine Pause im Schatten.
Von Agra aus fuhren wir Richtung Jaipur (Hauptstadt von Rajasthan) und machten unterwegs einen 2-tägigen Abstecher in den Ranthambhore-Nationalpark. Dieser 1957 gegründete Nationalpark gilt als einer der Schönsten in ganz Indien. Ranthambore wurde als einer der ersten Nationalparks dem "Project Tiger" angeschlossen, welches im Jahre 1973 von Premier Rajiv Gandhi ins Leben gerufen worden ist. Das Gebiet, welches einst das Jagdgebiet des Maharajas von Jaipur war, wurde dadurch um 1000 km2 vergrössert. Seine savannenartige und  felsige, mit Flüssen und Seen durchzogene Landschaft bietet beste Lebensbedingungen für den Tiger und einer Vielfalt anderer Tiere. Man schätzt die Zahl der Tiger in Ranthambhore auf nur noch 20 Tiere, dementsprechend ist die Chance gering, einen Tiger zu sichten. Wir sahen auf unserer ganztägigen Jeepsafari nur Spuren im Sand, dafür konnten wir besonders viel „Tigerfutter“, wie Sambarhirsche, Gazellen, Antilopen, aber auch eine Vielfalt von Vögeln beobachten.

Antilopen

Wildschweine


am Flussufer ruhen Krokodile
Beim Besuch der ehemaligen Paläste und Festungen der Maharajas in Jaipur (The pink city) und Udaipur (City of lakes), konnte ich mir ihr üppiges und ausschweifendes Leben, welches sie geführt hatten, lebhaft vorstellen. Einerseits empfand ich höchste Bewunderung für diese prunkvollen, farbenprächtigen, ausladenden und architektonisch meisterhaften Bauwerke – andererseits dachte ich immer wieder an die Mehrheit der Bevölkerung, welche damals unter der Herrschaft dieser Fürsten und Familien, gelitten und ausgebeutet wurde und ein armseliges, mühevolles Leben führen musste. Dieser Zustand herrscht leider heute noch vor – es gibt viele sehr reiche Inder, darunter auch Nachkommen versch. Maharaja Geschlechter, die Inhaber vieler Geschäfte, Luxus-Hotels und Ländereien sind und es gibt wahnsinnig viele arme, unter dem Existenzminimum lebende Inder, welche unter schlimmen Umständen ihr Leben darben müssen.
Der Reichtum in Indien ist nach wie vor sehr einseitig verteilt.

Nachfolgend ein paar Bild-Impressionen aus Jaipur, Udaipur und Umgebung:

Palast der Winde in Jaipur
"Wohnung" des Shah Jahan (1628-1658)
Fort Amber Jaipur

Sommerpalast Fort Amber
auf einer Bootsfahrt auf dem Lake Pichola, Udaipur
Palast der Maharaja-Familie im City Palace
City Palace Udaipur

Baba vom Jagdish-Tempel in Udaipur


Zum Thema "heilige" Kühe:
Man erzählte mir, dass kürzlich bei einer "Obduktion" einer Stadtkuh 15 Kilogramm Plastik im Magen gefunden wurden!! Die Kühe gehören armen Leuten in der Stadt, die kein Futter für sie haben. Also ziehen die Kühe am Morgen los und fressen sich durch den Müll. Da gibts schon zwischendurch einen Plastikbehälter, in welchem etwas restliche Nahrung ist, so muss sich die Kuh durch den Plastik durchfressen!





Heute fliege ich von Udaipur nach Delhi, morgen geht’s auf eine Stadtbesichtigung und übermorgen fliege ich für 10 Tage in die Berge nach Dharamsala. Da muss ich wiederum meine warmen Kleider hervor holen, denn dort oben wird's um diese Jahreszeit schon empfindlich kalt - sogar mit Schnee.
Nach fast drei Wochen Reisen, jeden 2. oder 3. Tag in einem anderen Hotel, die Besichtigung der verschiedenen Städte und Sehenswürdigkeiten, täglich konfrontiert mit vielen Leuten, Lärm, Abgasen und Schmutz – da freue ich mich jetzt richtig darauf, ein paar Tage in einem Meditationszentrum etwas zur Ruhe zu kommen.
Diese Tage sind auch der Abschluss meiner Nordindienreise. Gerne wäre ich noch weiter Richtung Westen zur Wüste Thar gereist, doch da hätte ich meine Tour um zwei weitere Wochen verlängern müssen ;-) Den Besuch der kleineren Orte am Rande der Wüste, die Karamelkaravanen am Wüstenhorizont, die auf- und untergehende Sonne über den Sanddünen, den grossen Pushkar-Markt, muss ich mir für eine nächste Reise aufheben.
Am 18. Dezember steige ich in Delhi bereits ins Flugzeug Richtung Chennai.

Herzliche Grüsse und......
Zum Thema "Frau alleine" in Indien unterwegs: Nun bin ich  fast 3 Wochen in Indien am Reisen und sehr froh, die Tour in Begleitung eines Führers/Fahrers zu machen. Unternehmungen alleine, z.B. um eine Poststelle zu suchen oder einfach einen Spaziergang zu machen, können z.T. ziemlich stressig werden. In den grösseren Städten wird man gleich von allen Seiten angequatscht und jeder bietet sich als Führer an oder hat etwas zu verkaufen oder möchte dich durch die Stadt fahren (Rikscha, Tuktuk) etc. Zu Beginn bin ich nach max. einer halben Stunde in mein Hotel zurückgekehrt, es war mir einfach zu mühsam, ständig diese Männer abzuwimmeln. Inzwischen habe ich gelernt, mich nicht auf Diskussionen einzulassen: wenn man nämlich höflich sein möchte und sich zu rechtfertigen beginnt, warum man jetzt dieses wunderschöne Souvenir nicht kaufen möchte, dann wird man den Verkäufer nicht mehr los, er findet immer wieder Argumente, dich in ein Gespräch zu verwickeln. Wenn ich nicht reden oder etwas kaufen möchte, dann genügt meistens eine Handbewegung, als ob man eine lästige Fliege verscheuchen würde – habe ich dem Führer „abgeschaut“ ;-) und diese „Sprache“ versteht jeder Inder.
In kleinen Dörfern ist man als weisse, alleinreisende Frau eine Sensation und die Leute begegnen einem sehr offen und freundlich, aber nicht aufdringlich. Als wir auf der Strecke Agra-Ranthambhore Nationalpark in einem kleinen Dorf hielten, um einen Masala-Tee zu trinken, da wurde ich innert 5 Min. vom halben Dorf umringt und einer, der etwas Englisch sprach, stellte mir die üblichen Fragen wie: Woher ich komme? Wohin ich gehe? Das 1. Mal in Indien? Verheiratet? Kinder? etc. Ein kleines Kind von ca. 3 Jahren pflanzte sich vor mir auf und schaute mich an, wie ich ein Wesen von einem anderen Stern wäre. Ich hätte es am liebsten auf den Arm genommen, so süss sah es aus, wahrscheinlich wäre es aber vor Angst weinend zu seiner Mutter gelaufen.
Das Tüpfchen auf dem i war dann, als ein junger Mann mich in sein Fotostudio bat, um mich mit seiner Canon abzulichten. Ich wehrte natürlich zuerst ab, aber die halbe Dorfgemeinschaft bat mich inständig, doch vor die Linse zu stehen, damit mein Bild dann im Schaufenster zu  den anderen, z.T. weissen Frauenbildern gehängt werden kann. So wurde ich zur Trophäe des Tages!

.... Ganesh (Glücksgott) soll euch alle glücklich sein lassen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen