5. September
Nach einer intensiven Reise und etwas unruhigen Nacht, sitze ich nun im lauschigen Garten des Gästehauses unter tropischen Bäumen und Büschen von der Sonne geschützt, erhole mich von den Reisestrapazen und beginne mich langsam in den nepalesischen Ambiente einzulassen.
„Das Leben ist entweder ein Abenteuer, in das man vertraut und sich einlässt oder ist nichts“
Ich lasse meinen gestrigen Tag, respektive meine Ankunft in Kathmandu Revue passieren: Rundherum auf den Strassen herrschte wildes Chaos und hektisches Treiben der hupenden und stinkenden Motorräder, Autos und Busse, welche wahllos durcheinander fuhren oder im Stau stecken blieben und dazwischen drängten sich Fussgänger und Velofahrer, welche die Strasse kreuzten – als mich mein Fahrer vom Flughafen abholte und mich quer durch die Stadt (ca. 700‘000 Einw.) in die Agentur brachte, musste ich manchmal meine Augen schliessen, auf die Fahrtüchtigkeit meines Fahrers vertrauen und hoffen, dass wir heil durch die „Rush hour“ Kathmandus kommen.
Trotz der äusseren Hektik, dem Hupen der Fahrzeuge, dem Staub, Dreck und Gestank in den Strassen, den schreienden Kindern vor den armseligen Hütten, den zahlreichen bellenden Hunden, die man die ganze Nacht hindurch hört – war eine innere Ruhe und Gelassenheit spürbar, welche mich sehr beeindruckte!
Das kleine Hotel liegt glücklicherweise etwas abseits des Zentrums im Nordosten Kathmandus. Eine kleine Oase – die einem das „Ankommen“ erleichtert und wo sich gute Rückzugsmöglichkeit nach einer anstrengenden Stadtrundfahrt bietet.
Blick von meinen beiden Zimmerfensten aus:
6. September
Ein paar Informationen zu Nepal:
Nepal ist das einzige Hindukönigreich auf der Welt. Die einen betrachten es als ein märchenhaftes, geheimnisvolles* Königreich auf dem Dach der Welt – andere bezeichnen es lediglich als Armenhaus.
Nepal gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, mit dem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen könnte ein Nepali gerade mal eine Tageszeitung abonnieren. Das Bevölkerungswachstum ist hoch, die Lebenserwartung liegt bei 59 Jahren, 2/3 der Frauen und 1/3 der Männer sind Analphabeten, 80 % der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft tätig.
* bis 1951 war Nepal ein verbotenes Land und noch heute sind grosse Landstriche an der Grenze zu Tibet Sperrgebiete
Es braucht also Zeit, ein Gefühl für Land und Leute zu bekommen; offene Sinne, um die Schönheit des Himalayastaates wahrzunehmen und die Bereitschaft, Unbekanntes und Fremdes nicht mit unseren westlichen Massstäben zu bewerten.
Ich denke, diese Grundsätze werden auch für Tibet gelten. Übermorgen, am 9. September, fliege ich bereits weiter nach Lhasa und werde dann einen Monat später nach Nepal zurückkommen und mich hier für weitere 6 Wochen aufhalten.
7. September
Im Nordosten von Kathmandu liegt der große Stupa von Bodnath, er wird oft auch Bauddha oder Bouddhanath genannt. Dieser jahrhundertalte Stupa war schon lange einer der Hauptpilgerorte im Kathmandutal und auch heute kommen noch Pilger von ganz Nepal und selbst Tibet hierher. Auch für Touristen ist dieser heilige Ort sicher einer der zauberhaftesten Orte im Kathmandutal. Jedes Jahr zum tibetischen Neujahrsfest Losar wird die Stupa mit neuem Kalk geweißt.
Die Stupa von Bodnath ist nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Auf drei Terrassen in Mandalaform erhebt sich die 15 m hohe große Kuppel. Mit dem Sockel hat man so 4 Ebenen, welche die Erde symbolisieren, die Kuppel symbolisiert das Wasser. Darüber erhebt sich der gemauerte Turm ( Feuer) mit der Krone (Luft).
Die allwissenden Augen blicken in alle vier Himmelsrichtungen, das dritte Auge ist vom Stoffvolant verdeckt.
Habe heute im Innern des Tempels den Gebeten und Sprechgesängen der Mönche beigewohnt und dort eine Stunde meditiert. Die Mönche bewegen sich während der Meditation im Schneidersitz schaukelnd hin und her. Die Gebete werden immer wieder durch versch. Rituale und durch Einsatz von einer tibetischen Doppelfelltrommel, Blasinstrumenten, Stielhandglocken und einem grossen gebuckelten Becken unterbrochen.
Nun sitze ich hier im "Saturday Café" und schreibe meine ersten Impressionen nieder und esse dazu eine tibetische Suppe, bestehend aus Gemüse und vegetarischen Momos - mmh, lecker!
Das nächste Mal werde ich wohl aus Lhasa berichten, dort werde ich hoffentlich wieder ein Internet-Café antreffen.
Bis dahin wünsche ich allen eine gute Zeit und Namasté!
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