Ich verbringe bereits die letzten drei Tage hier in Tibet und bin nun in Old Tingri (4‘340 m) eingetroffen, von wo aus ich einen wunderbaren Ausblick auf den Mt. Everest im Süden habe. Bereits auf der Hinfahrt ca. 20 Kilometer vor Tingri hatte ich die erste visuelle Begegnung mit dem höchsten Berg der Welt – ich war vom Anblick des Riesen einfach überwältigt, ja ergriffen – endlich sehe ich ihn „in Natura“ – majestätisch und stolz erhebt er sich über alle ringsum liegenden Achtausender, wie den Lhotse, Cho Oyo, die Shisha Pagma und den Makalu.
Das „Everest Snowleopard Hotel“, in dem ich für zwei Nächte untergebracht bin, ist zwar ein einfaches Hotel, aber im Vergleich zu den Guesthouses der letzten 14 Tage, ein Luxushotel! Es hat hier fliessendes kaltes, ab 20 Uhr sogar warmes Wasser, eine richtige WC-Schüssel! und ein einigermassen sauberes Bett; obwohl ich auch hier mein Seideninlet benützen muss.
Nun muss ich doch noch etwas jammern: Gestern hatte ich ein ziemliches Tief; ich hatte genug von den schmuddeligen, ja dreckigen Betten in den kalten, trostlosen Mehrbettzimmern der einfachen Guesthouses, natürlich ohne fliessendes Wasser, dafür stinkenden WC-Löchern, wo’s einem richtig untendurch zieht und man auf einen Sch…haufen sieht. Auch das ewig langweile Essen (Nudelsuppe oder Fried Egg Rice, wenn’s hochkam mit etwas Gemüse drin) konnte ich langsam nicht mehr ausstehen. Nun geniesse ich die beiden Tage hier in Tingri (mit warmer Dusche und einer ansprechenden Menükarte im Restaurant) und übermorgen werde ich das letzte Guesthouse in Nyalam auch noch überstehen! Danach geht es via Zhangmu (Grenzort Tibet) zu Fuss über eine Brücke nach Kodari/Nepal.
Am 7. Oktober morgens um 8 Uhr, fahren wir über eine 100 km lange holprige Bergstrasse zum Base Camp der Touristen auf 5150 m. Auf halber Strecke in einer Steigung, will der Fahrer den 4-Rad-Antrieb dazu schalten und da geht der Hinterradantrieb in Brüche. Zum Glück bekommen wir Hilfe von einer anderen Gruppe, die in der Nähe campiert. Dawa und ich werden im Pickup bis ins Base Camp mitgenommen, während unser Fahrer versucht, den Wagen zu reparieren.
auf der Fahrt ins Base Camp - Ernte von Hochlandgerste |
unsere Panne... |
.....und unsere "Retter" |
Nun stehe ich also da „auf dem Dach der Welt“, nur noch 3700 m fehlen bis zum „Giebel“ – auch dieser Moment, ein unvergesslicher Augenblick! Das Touristen Base Camp besteht zwar nur aus lauter Zelten, wo man sich verpflegen und übernachten kann, aus einer Reihe Tischen, wo Schmuck und Souvenirs verkauft werden und einem grossen Platz, wo all‘ die Jeeps und Busse parkieren, mit denen die Touristen da hinauf gefahren sind – also nichts Sehenswertes.
Vom Base Camp aus läuft man in einer halben Stunde zurück zum Kloster Rombuk, dem höchst gelegenen aktiven Kloster (mit Mönchen und Nonnen der Nyngmapa) der Welt auf 4980 m. Da ich noch nicht weiss, wie wir zurück nach Tingri kommen, nutze ich die Zeit mir das Kloster von der Nähe anzusehen, während Dawa im Base Camp bleibt und die diversen Möglichkeiten der Rückfahrt auslotet (es geht auch hier natürlich ums Geld der Fahrer)
Butterlämpchen in der Meditationshalle |
Sanskrittexte am Platz eines Mönchs |
Meditationshalle |
"Klosterschaf" beim Eingang |
Stupa beim Kloster, im Hintergrund der Mt. Everest |
Schlussendlich kommt uns gegen 17 Uhr unser Fahrer holen, er hat das Auto behelfsmässig repariert. Es scheppert und tönt zwar fürchterlich und mir ist etwas bange die 100 Kilometer auf dieser schwierigen Bergpiste mit steil abfallenden, ungesicherten Strassen, wenn man diese so nennen kann, zurück zu fahren. Ich ergebe mich auch hier dem Schicksal und hoffe, dass wir heil nach Tingri kommen. Gegen 20 Uhr treffen wir wohlbehalten in Tingri ein. Nach einem schmackhaften Abendessen und einer warmen Dusche, schlafe ich selig ein, wie ein Engel im Himalaya….:-)
Morgen geht’s dann (in langsamem Tempo) Richtung Grenze nach Nyalam weiter, wo der Fahrer versuchen wird, den defekten Teil des Antriebes zu ersetzen.
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