Wieder mit der Welt vernetzt.....


Tashi delek und Namasté alle zusammen!

Seit 3 Tagen bin ich wieder in Nepal und seit heute habe ich auch wieder Zugriff aufs Internet. Ich fühle mich gleich wieder wie ein anderer (freier) Mensch!
Mir ist in den letzten vier Wochen so richtig bewusst geworden, was es bedeutet, in einem Land zu leben, wo man ständig kontrolliert wird, die Medien zensuriert werden (davon war auch ich betroffen) und eine Minderheit die grosse Mehrheit beherrscht. Ein wirklich bedenklicher, unangenehmer, ja desolater Zustand - und die ganze Welt rundherum schaut zu!! Ich fühlte mit diesen Menschen und gleichzeitig war ich auch hilflos.
Wenn ich zurückblicke, kann ich nicht sagen, ob ich nochmals eine Reise in den Tibet machen würde - ich hatte ständig das Gefühl, dass ich mit den Devisen, die ich ins Land bringe, nur das chinesische Regime unterstützen würde.
Trotz diesen zwiespältigen Eindrücken, welche ich ja schon in meinen ersten Tagen in Lhasa hatte, möchte ich euch von den letzten drei Wochen in Worten und ein paar Bildern berichten.

Ich spule den Film nun zurück auf den 19. September, wo ich mit Dawa (Führer) und Domdü (Fahrer) in den "wilden Westen" von Tibet aufbrach:

Der lange Weg bis Darchen, Ausgangspunkt für die 3-tägige Kora um den Kailash (19.9. bis 26.9.2011)

Von Lhasa aus fahren wir über eine relativ gut ausgebaute Strasse Richtung Gyantse. Ganze drei Pässe, die bis 5010 m hoch liegen, haben wir zu überwinden, bis wir am Ufer dem Yamdrok Yumtso (einer der heiligen Seen Tibets) zur Mittagszeit in Nakartse, dem grössten Ort hier in der Gegend eintreffen. In einem tibetischen Restaurant verpflegen wir uns bestens, bevor wir weiter nach Gyantse fahren. 
Die Einöde des Berglandes fasziniert mich immer wieder aufs Neue und wenn ich so hoch oben stehe und auf die Weite hinunter schaue, die sich in ihrer speziellen Farbenpracht ausbreitet, dann empfinde ich das totale Gefühl von Freiheit. Die Kamera bietet nur einen bedingt ausreichenden Ersatz für das Auge, welches die Mehrdimensionalität dieses wunderbaren Naturereignisses erfassen kann; die Nase, die den Duft der frischen, nach Bergen riechenden Luft einatmet; die Ohren, welche die Stille in allen Tönen geniesst und die kühle Brise, welche übers Gesicht und durch die Haare streicht.

auf 5010 m Höhe




am Yamdok Yumtso

Gyantse liegt ca. 260 km südwestlich von Lhasa entfernt und heisst übersetzt „Königlicher Gipfel“. Hier in diesem verschlafenen 20‘000 Seelen Ort leben vorwiegend Tibeter, die vor allem in der Landwirtschaft tätig sind (Getreideanbau und etwas Viehhaltung). Hier rasten wir 2 Nächte in einem einfachen, aber sauberen kleinen Hotel, bevor es weiter nach Shigatse geht.

Altstadt von Gyantse im tibetischen Baustil

 Pälkhor Chöde, im Jahre 1390 gegründetes Kloster





neuer Stadtteil in vorwiegend chin. Betonplattenbau

Nach zwei Stunden Autofahrt, wo wir an unzähligen grösseren und kleineren Kornfeldern (Hochlandgerste für Tsampa* und Chang**) vorbeifahren, treffen wir in Shigatse, der zweitgrössten Stadt Tibets mit 80‘000 Einwohnern, ein.  Shigatse liegt auf 3‘836 m und durch die chinesischen Betonblockbauten ist der tibetische Charakter dieser Stadt ziemlich zerstört worden. Alle Geschäfte entlang der Hauptstrasse und Fussgängerzone sind weitgehend in chinesischen Händen.  Einzig die Altstadt, die Klosterstadt Tashilhunpo mit den goldenen Dächern und der Dzong (einstiger Sitz der Könige und später der Gouverneure von Tsang) zeugen noch vom tibetischen Charakter.
Wir besichtigen die weitläufige, ca. 300‘000 m2 grosse Klosteranlage Tashilhunpo (Berg des Glücks). In der Blütezeit lebten hier 5000 Mönche, während der Besetzung 1959 noch 3700 Mönche und heute sind es nur noch 800, davon ca. 100 Novizen. Tashilhunpo ist heute das grösste aktive Kloster in Tibet.
Blick vom Tashilhunpo auf Shigatse

Tashilhunpo Innenhof

Eingang Tashilhunpo

Das Hotel, wo ich zwei Nächte verbringe, liegt etwas abseits des Zentrums und bietet sogar Annehmlichkeiten wie eine Kaffeelounge,  Massageangebote, Coiffeur und Kosmetikbehandlungen. Auf Grund der etwas harten Matratzen, auf denen ich die letzten Wochen schlief, sehnt sich mein Rücken geradezu nach einer Massage. Es war eine Wohltat!
Ich habe nochmals eine warme Dusche genossen, denn ab morgen gibt’s nur noch kaltes Bergwasser und so wie ich mich kenne, wird daraus nur „Katzenwäsche“. Nun gut, wahrscheinlich werden da oben noch weitere Touristen etwas vor sich hin „müffeln“  ;-), so  ist’s weiter nicht tragisch.

*Tsampa ist noch heute das Hauptnahrungsmittel für viele Tibeter. Zur Herstellung wird Hochlandgerste mit heissem Sand in grossen, flachen Schalen über dem offenen Feuer geröstet und nach dem Aussieben des Sandes gemahlen. Die Gerste enthält keine natürlichen Klebstoffe, daher kann daraus kein Brot hergestellt werden. Zum Formen der Tsampabällchen wird Yak-Butter, Tee, Suppe oder Yoghurt daruntergemischt und verknetet.
Formen der Tsampabällchen
 **Chang, so heisst das tibetische Bier, welches leicht alkoholhaltig, weiss und etwas säuerlich schmeckt, für unseren Geschmack nicht extrem bekömmlich. Die Bauern stellen ihren Chang zu Hause her und mit dem Tsampa zusammen, ergibt dies eine sättigende Mittagsmahlzeit auf dem Feld.


23.9. Sakya
Heute Morgen habe ich meinen Kaffee in der Lounge genossen und um 10 Uhr sind wir gestartet. Unser nächstes Ziel ist Sakya, ein kleines Dorf, welches ca. 127 km von Shigatse entfernt ist. Auf der Fahrt hierhin müssen wir den 4520 m hohen Tsuo-Pass überqueren, Sakya liegt auf ca. 4040 m. Die Luft hier oben ist schon deutlich kühler und es weht ein mässiger Wind, der gegen Abend nachlässt.
Hier gäbe es das Sakya Gompa (Kloster) zu besuchen. Da ich aber momentan etwas gesättigt bin mit Klosterbesuchen, nutzte ich den Nachmittag lieber, um die Gegend etwas anzuschauen, einen Hügel hochzukraxeln und mir das Dorf von oben anzusehen.

 zuerst hinaufklettern.....
 
......dann runter schauen


Auf dem Rückweg, komme ich an einer neu erstellten Klosterschule vorbei, die Türe steht offen und ich kann es nicht lassen, mich für eine halbe Stunde in der grossen Meditationshalle hinzusetzen und die Stille zu geniessen.

Weiter auf meinem  Rückweg zum Hotel (ein sehr einfaches Hotel, aber mit gutem Restaurant) werde ich von weitem von zwei Frauen gerufen. Ich gehe hin und sie drücken mir eine Sichel in die Hand und muntern mich auf, mit ihnen  Gerste zu schneiden. Zum Glück kann ich auf die Erfahrung von früher zurückgreifen, als ich mit der Sichel Gras für die Kleintiere der Kinder schneiden musste. Die Frauen sind begeistert und plötzlich sind  4-5 Leute rundherum und freuen sich an der Weissen, welche Gerste schneidet. Dafür darf ich ein paar Fotos von ihnen machen.


24.9. Saga
Wiederum eine abenteuerliche Fahrt von Sakya nach Saga – unterwegs gibt’s einen Riesenstau, weil zwei Lastwagen bei einer abgestürzten, verengten  Strasse (wegen des Regens im Sommer) nicht aneinander vorbei kommen und somit einen Stau auf beiden Seiten verursachen. Dadurch die Strasse überhaupt nicht gesichert ist, wird dies zu einem schwierigen Unterfangen den Verkehr so zu lenken, dass kein Fahrzeug abstürzt. Bis der Verkehr wieder regelmässig verläuft, vergeht eine Stunde.

Um drei Uhr machen wir dann Mittagspause in einer kleinen tibetischen Raststätte an der Strasse. Heute habe ich zum ersten Mal Tsampa und Buttertee probiert. Tsampa war noch einigermassen geniessbar, aber beim Buttertee, da braucht‘s wohl eine Gewöhnung von Geburt an. 

typisches tibetisches Restaurant
mein übliches Essen und Buttertee



Nun bin ich in diesem Nest gelandet, anscheinend der letzte grössere Ort im Südwesten Tibets, in einer Art Motel. Ich lasse die Bilder sprechen:

Hauptstrasse von Saga

Guesthouse Innenhof

mein Zimmer

26.9. Darchen
Von Saka aus fahren wir in einer Tagesreise nach Darchen. Darchen liegt auf 4560 m und ist der Ausgangspunkt für die 3-tägige Kora um den Mt. Kailash, dem heiligsten Berg der Tibeter.
Heute und morgen werde ich mich etwas ausruhen und etwas „hängen“ (wie meine Kids sagen würden :-)). Ich bin wiederum in einem sehr einfachen  tibetischen Guesthouse untergebracht, habe aber das Privileg, ein Dreibettzimmer für mich ganz alleine zu haben, aber das übliche offene, mörderisch stinkende Plumpsklo ist auch hier vorhanden. Zum Glück gibt’s hier aber einen warmen Raum, eine Art tibetisches Teehaus, wo ich lesen, schreiben und mich mit anderen Touristen unterhalten kann. Als Alleinreisende komme ich mit den verschiedensten Leuten in Kontakt und es ist immer interessant zu hören, woher sie kommen und wohin sie gehen. Die Kontakte sind aber mehrheitlich flüchtig, da wir eigentlich alle auf der Durchreise sind, entweder am Kommen oder Gehen. Und es tut gut, wenn ich wieder mal deutsch oder französisch sprechen kann.

auf dem Weg nach Darchen auf einer Höhe von ca. 4500 m




Yaks, die robusten Hochlandrinder

Schaf- und Ziegenherde

kurz vor Darchen, der Mt. Kailash in Sicht


1 Kommentar:

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