Kulturschock Indien oder eben: „Andere Länder - Andere Sitten“

Am 21. November morgens um 7 Uhr begann mein Abenteuer Indien.
Javi (sprich: Tschawi), mein Fahrer für die nächsten 3 Tage, holte mich pünktlich ab und wir starteten die abenteuerliche Fahrt von Lumbini nach Varanasi. Beim Grenzübergang Sonauli (um 8 Uhr) ging es ganz zügig voran; bei den Nepalesen sowieso, da brauchte es lediglich einen Ausgangsstempel in den Pass und anschliessend ging ich zu Fuss ein paar Schritte weiter zu den Indern. 
Vom ersten Meter an, da ich indischen Boden betrat, spürte ich eine andere Energie und eine gesteigerte Hektik. Ich wurde gleich von allen Seiten her bestürmt von Taxifahrern, Verkäufern, „Möchtegernführern“, Rikschafahrern etc., fast wäre ich dabei noch über eine tote Hündin, die auf der Strasse lag, gestolpert. Bin ich darob erschrocken! Dazu kam noch dieser Müll überall, da war es in Nepal fast „sauber“! 

Welcome to India!

Nachdem ich die Einreiseformalitäten erledigt hatte, fuhr mich Javi sicher durch den chaotischen Verkehr – auch hier wurden, im Vergleich zu Nepal, noch 2 „Gänge“ zugeschaltet. Ich fühlte mich zwischendurch wie im Film „The Fast and the  Furious“ – unglaublich, wenn man den Verkehr von Indien noch nie hautnah erlebt hat! Besonders wenn es auf die grösseren Ortschaften zuging, verengte sich die Strasse und da wollten 4 Autos, Motorräder oder Busse gleichzeitig nebeneinander durch dieses Nadelöhr. Jeder fuhr einfach drauflos, mit ständigem Hupen, als ob dies die Strasse verbreitern würde! Plötzlich ging es nicht mehr weiter und es wurde weiter gehupt, als ob sich damit der vordere Wagen in Luft auflösen würde! Auf einmal löste sich dann das ganze Chaos wieder auf und das Rennen begann von vorne. Überhaupt – mit einem Auto ohne Hupe, würde man hier keine Stunde auf der Strasse überleben. Hupen ist hier eine Art Kommunikation – da fahren z. B. zwei Autos auf einer schmalen Strasse aufeinander zu, man hupt, gibt Lichtzeichen und im letzten Moment bremst der eine ab, so dass die beiden knapp aneinander vorbeikommen, es ging manchmal um Zentimeter! Ich habe auf dieser Fahrt eine richtige Studie über das Verkehrsverhalten der Inder gemacht und könnte Seiten füllen. :-) Nun, ich gab mein Leben vertrauensvoll  in die Hände meines erfahrenen Fahrers (es blieb mir ja nichts anderes übrig), obwohl mir zwischendurch bei gewissen Manövern fast das Herz stehen blieb.
Rush hour in Varanasi
Nach 10 Stunden Fahrt trafen wir wohlbehalten in Varanasi ein. Da waren gleich einige Hochzeiten im Gange, anscheinend sei es eine sehr günstige Zeit zum Heiraten (laut Horrorskop ;-)). Es gab beinahe einen Verkehrskollaps und ich erlebte den zweiten (oder ich weiss nicht mehr den wievielten) Schock. In dieses Gewühl von Autos, Bussen, Motor- und Fahrrädern mischten sich jetzt auch noch unzählige Menschen, Kühe und Hunde darunter –  ich dachte schon, dass wir das Hotel nicht vor 21 Uhr erreichen würden. Schlussendlich trafen wir um 19 Uhr im Hotel ein – ich war auf der einen Seite fix und fertig, auf der anderen total aufgedreht, wahrscheinlich hatte ich zu viel Adrenalin im Blut.
So nahm ich erst mal nach dem Zimmerbezug eine Dusche und genoss ein kleines Abendessen  – zum Glück waren nur ganz wenige Leute im Speisesaal, so dass ich meine Gedanken und Gefühle etwas sammeln konnte.
 
Meine Vorsätze für die nächsten Wochen hier in Indien: Ich möchte mich in diese fremde Kultur hineindenken/-fühlen,  meine eigenen Wertvorstellungen und mein westliches Denken vorläufig in den Hintergrund schieben und in diese brodelnde, farbig-schillernde, faszinierende und kontrastreiche „Indien-Suppe“ hinein tauchen. Varanasi ist genau der richtige Ort dafür; ich wurde schonungslos hineingeworfen und ich konnte gleich meine Vorsätze in die Tat umsetzen.

Varanasi oder Benares mit ca. 6 Mio. Einwohnern ist eine der ältesten, ununterbrochen bewohnten Städte der Welt und liegt am Ufer des berühmten Ganges. Die Stadt liegt zwischen den beiden Flüssen Varuna und Asi, welche beide in den Ganges fliessen. Daher auch der ursprüngliche Name Varanasi, während der  Name Benares noch von der  Zeit her rührt, als die Engländer das Land regierten.  Seit Jahrhunderten kommen massenweise Pilger hierher, um sich im heiligen Wasser des Ganges von den Sünden reinzuwaschen und Erlösung von ihren Leiden zu finden oder Trost zu suchen.








Mehr als 100 Ghats (Treppen am Flussufer) liegen entlang der 4 km langen Gangesbiegung zwischen Varuna und Asi.  Beim bekannten Dasaswamedh Gath werden seit 25 Jahren jeden Abend ab 18.30 Uhr spektakuläre Pujas (Zeremonien) gezeigt. Sieben Priester verehren  eine Stunde lang zu Musik, Gesang und Glockengebimmel, mit  Rauch, Feuer und viel theatralischem Können - die „Mutter“ Ganges (wie mir der Führer erklärte).


in der Altstadt

Am nächsten frühen Morgen fuhren wir zu einem der Ghats, wo wir ein Boot mieteten und während des Sonnenaufgangs ruderten wir im weichen, diffusen Licht entlang des Ufers. Obwohl ganz viele Ruderboote unterwegs waren, herrschte andächtige Ruhe, man hörte nur das Platschen der Ruder. Ich beobachtete die vielen Menschen: die einen tauchten ins Wasser, andere seiften sich am Ufer von Kopf bis Fuss ein, einige meditierten auf den Stufen der Ghats, ein paar Fleissige waren schon am Wäsche waschen, während beim einen Vebrennungsghat (es gibt deren zwei) ein Mann die restliche Asche ins Wasser wischte. So sind Leben und Tod ganz nah beieinander – der Kreislauf des Lebens beginnt und schliesst sich am Ufer des Ganges.



die letzte Asche wird ins Wasser gewischt

Waschtag


Varanasi ist nicht nur ein Pilgerort für Hindus, sondern auch für Buddhisten. 17 km ausserhalb von Varanasi liegt Sarnath, wo Buddha nach seiner Erleuchtung hinging und dort seine erste Predigt hielt. 

Kühe sind wahrlich meditativ veranlagt!
Ich  stelle gerade fest, dass ich mich hier nur wirklich auf die persönlichen „Highlights“ beschränken und darüber berichten kann. Bei der Fülle, die ich hier sehe und erlebe, würde der Blog viel zu lang. Wenn du aber mehr wissen möchtest, dann schreib mir doch eine Mail.

Nach drei Tagen in Varanasi war ich froh, ins Flugzeug zu steigen, welches mich mit ganz vielen anderen Touristen ins ländliche Khajuraho brachte.
Khajuraho  ist ein beschauliches 20‘000-Seelen Dorf, wunderschön gelegen und von Wald, Wiesen und Hügeln umgeben. Mein Hotel befand sich etwas ausserhalb des Ortes, ruhig gelegen, mit schönem Garten und grossem Pool. Allerdings wagte ich nicht dort ein Bad zu nehmen, da das Hotel zu diesem Zeitpunkt voll von Indern war und diese sich am Pool aufhielten. So beschränkte ich mich auf wenigstens ein Shirt ohne Ärmel und ¾ Hosen, aber auch da hatte ich fast ein schlechtes Gewissen.  

In Khajuraho befinden sich die berühmten Tempel, welche zwischen 950 und 1050 n.Chr. durch  den Begründer der Rajputendynastie der Chandela, Chandravarman erbaut worden sind. Von den ehemals 85 Tempeln, sind heute nur noch deren 25 erhalten und diese sind inzwischen als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft worden. Die Tempel sind vor allem wegen ihren zahlreichen erotischen Figuren, die in Sandstein gehauen sind, berühmt geworden. Viele Skulpturengruppen zeigen freizügig fantasiereiche, z.T. akrobatisch anmutende Stellungen der sexuellen Vereinigung. Fruchtbarkeit und Sexualität ist im Hinduismus (eigentlich) ein Ausdruck des Göttlichen. Die Ankunft des Islams und der englischen Prüderie hat diese unbelastete Haltung stark zunichte gemacht. Bei  näherem Betrachten sieht man aber auch zahlreiche andere Darstellungen aller menschlichen Stimmungen und Szenen aus dem Leben der damaligen Zeit, wie Hochzeiten, Prozessionen mit Elefanten, Pferden und Soldaten, Jagd- und Kriegsszenen. Man kann auch Skulpturen verschiedenster Hindugötter, insbesondere von Shiva, Ganesh und Vishnu bewundern. 
Die berühmteste Tempelgruppe ist die Western Group mit 6 besonders sehenswerten Tempeln:




nicht ganz jugendfrei!
 Der tanzende Gott Ganesh
Phallus von Gott Shiva


Ich verbrachte zwei wunderschöne Tage in Khajuraho; abends besuchte ich die Light and Sound Show bei den Tempeln – das war sehr hübsch! Am zweiten Abend wurden die Touristen durch eine farbenprächtige, abwechslungsreiche Tanzshow unterhalten. Die Tanzgruppe zeigte unterschiedliche Tänze und Kostüme aus verschiedenen Teilen Indiens; es war eine Augenweide, den schönen Menschen zuzuschauen, welche sich so anmutig bewegten!




Gestern holten mich mein Fahrer und mein Führer ab und wir fuhren nach Jhansi, wo ich am späteren Nachmittag den Zug nach Agra nahm. Unterwegs schauten wir uns in Orcha den Jahangir Mahal-Palast des mächtigen Maharadschas Bir Singh Deo an.

 

In Jhansi mussten wir fast 1 ½ Stunden auf den verspäteten Zug, der von Bhopal her kam, warten. Es drängten sich viele Leute auf dem Perron und ich war sehr froh, dass jemand von der Reiseagentur bei mir war und einen Träger anwies, meine Gepäckstücke sicher im Zugabteil zu platzieren. Man sagte mir, dass der Zug sehr modern sei, mit allem Komfort inkl. Klimaanlage und im Ticketpreis wären sogar Snacks und Getränke inbegriffen. Ich stellte mir dann so was wie einen TGV vor, aber als der Zug in den Bahnhof hineinratterte, sah ich, dass der „moderne“  Zug eher einem ausgedienten italienischen Cisalpino gleichkam. Anyway, nach 2.5 Stunden kamen wir in Agra an, man holte mich am Bahnhof ab und ich wurde ins Hotel gefahren. Ich war schon ziemlich müde, als wir um 21 Uhr dort eintrafen und freute mich schon auf den wohlverdienten Schlaf. Leider wurde nichts daraus, denn im Untergeschoss des Hotels war eine Party voll im Gange und trotz Ohropax kam ich erst um Mitternacht zu meinem Schlaf.

Heute schauten wir uns das Taj Mahal an, das Mausoleum, welches der Mogul-Herrscher Shah Jahan seiner Lieblingsfrau Mumtaz Mahal („Perle des Palastes“) zum Andenken an ihre Schönheit und ihrer gemeinsamen Liebe geweiht hatte. Mumtaz Mahal starb mit 38 Jahren an der Geburt ihres 13. Kindes! Das Mädchen aber überlebte und war ihr Leben lang die ungeliebte Tochter ihres Vaters.

Leider war das Wetter dunstig und die Wasserbecken wurden gereinigt :(



Einlegearbeiten aus Lapislazuli, Karneol, Jaspis, Jade

Hier noch einige Daten zum Taj Mahal:
37 Architekten, die besten Künstler des Landes und 20‘000 Arbeiter bauten 22 Jahre lang an diesem Grabmal, welches aus weissem Marmor und Sandstein besteht und mit ausgewählten Edelsteinen und Halbedelsteinen aus dem ganzen Orient (Lapislazuli, Karneol, Türkis, Jade, Jaspis etc.) verziert wurde.

Am Nachmittag besuchten wir das imposante Agra Fort (Rotes Fort) am Ufer des Yamuna, welches das „Wohnhaus“ des Moguls mit seinem Gefolge und seinen Haremsdamen war. 

Haremstrakt

Tempel der schönen Frauen

Heute habe ich schon ziemlich viel "orientalische Luft" geschnuppert - morgen geht es weiter Richtung Rajasthan - ich freue mich schon sehr auf den "märchenhaften" Orient....


Meine letzten Tage in Nepal…

Von Kathmandu aus fuhren wir in ca. 6 Stunden Richtung Westen nach Pokhara. Die Stadt mit ca. 200‘000 Einwohnern liegt auf 820 m und ist Ausgangspunkt vieler Trekkingtouren ins Annapurna-Gebiet - dementsprechend touristisch ist der Ort. Pokhara liegt am 5 km langen Phewa (Fewa)-See und bei klarem Wetter kann man das einzigartige Bergpanorama des Annapurna- und des Dhalaugirimassivs bewundern.
Neben den unzähligen Trekkern, Bikern, Paraglidern und sonstigen Tagestouristen, machen hier auch viele Inder einen Zwischenhalt, bevor sie nach Sonauli (Grenzort zu Indien) weiterreisen. Und dann gibt es noch eine Anzahl herumhängender Freaks oder (Alt)Hippies, bei denen wahrscheinlich die Zeit etwas stehen geblieben ist – aber auch für die hat es Platz und Ganja. ;-) Es gibt hier nämlich haufenweise Unterkünfte in allen Preisklassen und an der Hauptstrasse reihen sich Souvenirshops an Secondhandbuchladen, Trekkingbüros, Restaurants, (Dance)Bars, Pubs und kleinen Supermärkten.





Wir trafen bei Regen um ca. 17 Uhr im Hotel ein und ich hoffte natürlich, dass die nächsten zwei Tage aufklaren werden und die Sonne sich im wunderschönen Phewa-See spiegeln wird; so wie ich es schon auf vielen Bildern gesehen habe. Leider wurde mein Wunsch nicht erfüllt; die beiden nächsten Tage blieben grau und die Schneeriesen hielten sich wie vornehme Haremsdamen verhüllt. Wenigstens hielt das Wetter tagsüber, so dass ich trotzdem zwei Tageswanderungen unternehmen konnte. Gegen Abend setzte aber jeweils heftiger Regen ein, was für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich ist. Auch hier scheint die Klimaveränderung nicht spurlos vorbei zu gehen.

Der (Hoch)Nebel über dem See und den Bergen verlieh dem Ort etwas Mystisches; ich schob meine anfängliche Enttäuschung bei Seite und konnte anschliessend die Schönheit der Natur und die vielen Begegnungen am Wegesrand mit den Einheimischen geniessen. In Nepal wird man beim Wandern dauernd angesprochen: Wohin gehst du? Woher kommst du? Wie heisst du? Hast du Kinder? Wo ist dein Ehemann? etc. Die Leute sind unheimlich neugierig, geben aber auch bereitwillig Auskunft, wenn man sie nach Familie, Zivilstand, Beruf etc. fragt.
Da es hier keine Wegweiser gibt, aber unzählige Wege, die irgendwohin führen, ist man darauf angewiesen die Leute zu fragen – ausser man hält sich einen Führer. So gibt es hier in Pokhara auch viele Kinder, die sich für etwas Geld als Führer anbieten. Ich bevorzugte aber alleine zu gehen und die Leute zu fragen, so kam ich (wie oben beschrieben) mit ganz vielen Leuten in Kontakt.
Untenstehend ein paar Impressionen von Pokhara und wenn ihr die Berge sehen wollt, dann müsst ihr halt im Internet nachschauen:







Am 4. regnerischen Morgen holte mich mein Fahrer ab und wir fuhren über eine kurvenreiche Strasse hinauf zum Höhenort Palpa/Tansen (1‘659 m), welcher auf halber Strecke zwischen Pokhara und der nepalesisch-indischen Grenze liegt. Von hier aus hätte man auch eine tolle Aussicht auf den Manasalu (8‘163 m), Annapurna und Dhalaugiri. Ich schreibe im Konjunktiv, denn auch hier war alles nebelverhangen und nass-kalt dazu. So machte ich mir einen gemütlichen Nachmittag, schrieb (in eine Decke eingehüllt) am nächsten Blog, las ein wenig, hörte Musik und nach dem Abendessen kroch ich mit einer Bettflasche in mein Bett, in der Hoffnung, dass dann im Terai das Klima wärmer und sonniger sein wird. Diese Region im Süden Nepals war nämlich meine nächste Destination.



Das flache, subtropische Terai (zwischen 60 bis 600 m ü.M.) bildet einen schmalen Streifen (800 km lang, ca. 40 km breit) zwischen dem Vorgebirge des Himalaya und der indischen Grenze. Hier ist die wichtigste Wirtschafts- und Industriezone Nepals, rund 75 % der landwirtschaftlichen Produkte wie Reis, Mais, Weizen, Bohnen, Linsen, Jute, Tabak, Zuckerrohr und Kaffee werden hier angebaut; in einigen Gegenden gibt es bis zu 3 Ernten pro Jahr. Auch habe ich grosse Holzverarbeitungsindustrien für die Papierherstellung und Zuckerrohrraffinerien gesehen.  
Zu den ältesten hier lebenden Völkern gehören die Tharu. Über eine Million leben hier vor allem im westlichen und mittleren Therai in Dorfgemeinschaften. Die Tharu bilden eine der Hauptgruppen der unzähligen nepalesischen Ethnien.


Der Chitwan Nationalpark liegt im Innern des Terai und ist der erste (1973) in Nepal angelegte Nationalpark. Zuvor ging die Königsfamilie in diesem Gebiet auf die Jagd. Das Klima ist subtropisch mit max. 38 Grad im Mai/Juni und 5 Grad im Dezember/Januar. Die Flora und Fauna von Chitwan ist eine der reichhaltigsten in Asien. Hier leben 400 Exemplare des letzten überlebenden Asiatischen Panzernashorns, rund 60 Tiger, Leoparde und andere kleinere Katzenarten, Schakale (in der Nacht hörte ich sie fürchterlich heulen), Füchse, kleinere Raubtiere, wie Marder, Mungos, Otter, Wildschweine, Lippenbär, vier versch. Hirscharten und über 450 Vogelarten. Dazu findet man bei den Wassertieren der vom Aussterben bedrohte Ganges-Delfin, das Sumpfkrokodil und der bekannte Ganges-Gavial. Diese Krokodilart war vor dem Aussterben bedroht, seit 1978 gibt es ein Aufzuchtprogramm, wo die frisch geschlüpften Tiere aufgezogen und anschliessend in die Wildnis ausgesetzt werden.


Wir trafen nach einer 5 stündigen Fahrt in Chitwan ein. Das Wetter hatte sich nicht wesentlich gebessert, wenigstens war es hier wärmer. Die Sapana Village Lodges liegen direkt am Rand des Nationalparks, eine sehr schöne Anlage mit einem wunderbaren Ausblick:

da oben war mein Zimmer
Restaurant
Am späteren Nachmittag besuchten wir ein nahegelegenes Tharu-Dorf, wo wir unter Führung einen Einblick in das Leben der dort ansässigen Einwohner erhielten. Die Leute waren äusserst offen und zeigten bereitwillig ihr schönes, sauberes, ja pittoreskes Dorf; es kam mir fast wie in einem Freilichtmuseum vor. Ihre Häuser sind aus Lehm gebaut, die Wände werden mit abstrakten Motiven verziert und jeder Hauseingang hat seine spezielle Dekoration - dies alles um ihre Götter freundlich zu stimmen. Die Tharu verehren meist ihre eigenen Götter, aber  inzwischen findet man in einigen Dörfern auch hinduistische Gottheiten.


4-5 Familien teilen sich jeweils einen Brunnen

das Innere einer Küche



die Frauen freuten sich, fotografiert zu werden
Am zweiten Tag war am Morgen ein zweistündiger Elefantenritt durch den Urwald angesagt und ich freute mich riesig darauf, die Welt mal von einem Elefantenrücken aus zu sehen. Wir fuhren mit dem Jeep zum Sammelplatz, wo schon ganz viele Elefanten auf ganz viele Touristen warteten – fast wie an einem Bahnhof, wo die Elefanten die Wagons bilden. Jeder Elefant wurde mit vier Touristen beladen und dann trotteten wir gemächlich  unter der Führung des Mahuds in den Dschungel. 




Wir beobachteten eine Nashornmutter mit ihrem Jungen, zwei von den vier Hirscharten, Affen und einige wunderschöne Vögel. Leider sind die Fotos sehr schlecht geworden, verwackelt, da der Elefant immer in Bewegung war.
Am Nachmittag glitten wir in einem Einbaum den Rapti-Fluss hinab und wir konnten „vom Schiff aus“ die beiden Krokodilarten, welche ein Sonnenbad genossen und einige Vogelarten, die sich am Ufer ausruhten, beobachten.


da gehts wieder flussaufwärts zurück
Wir legten eine halbe Stunde flussabwärts an und wanderten zwei Stunden unter der kundigen Führung unseres Guides durch den Dschungel. Wiederum sahen wir Nashörner, Affen, Vögel, Hirsche, Termitenbauten und die frischen Fussspuren eines Tigers! Leise schlichen wir durch die Büsche und hofften natürlich, den Urheber des Fussabdrucks in einer ungefährlichen Distanz zu ersichten. Leider wurde uns dieser Wunsch nicht erfüllt.

Termitenbau
zwei Nashörner am Baden
frische Tigerspuren

Abendstimmung über dem Park
Am dritten Tag zeigte sich endlich die Sonne und es wurde angenehm warm. Wir brachen um 8 Uhr zur Besichtigung der Elefantenaufzuchtstation auf. Es leben dort 25 erwachsene und junge Elefanten. Der Kleinste (6 Monate alt) war ausser Reichweite der Mutter und wir spielten mit diesem kleinen Koloss, der sicher schon um die 150 Kilo auf die Waage bringt. Ich spürte seine Wucht; als er mich anschubste, bin ich beinahe hingefallen. 

haufenweise Futter wird da angeschleppt

150 dieser Reispakete frisst ein ausgewachsener Elefant täglich

beim Spielen mit dem 6 Monate alten "Baby"

die Kleine ist wieder bei ihrer Muter
Anschliessend war Elefantenbaden im nahegelegenen Fluss bei den Sapana Lodges angesagt, wo man mit den Mahuds den Elefanten waschen kann und dabei selber auch eine „Naturdusche“ kriegt. Da ich gesundheitlich etwas angeschlagen war, hatte mich wahrscheinlich in Palpa/Tansen etwas erkältet, schaute ich dem nass-spassigen Treiben nur zu.

der Elefant benutzte seinen Rüssel wie ein Schnorchel
Tourist und Elefant frisch gewaschen
Am späteren Nachmittag gingen wir zu zweit mit einem Führer zum „Special Birth Watching“. Mit Feldstecher und einem Vogelkundebuch ausgerüstet, liefen wir am Rande des Dschungels, z.T. am Flussufer entlang, hörten dem Pfeifen, Gezwitscher, Gurren, Kreischen und Zwitschern zu und versuchten die Vögel zu orten. Unser Führer, ein junger Tharu, kannte viele Vögel allein von den Lauten, die sie von sich gaben. Ich hätte nie gedacht, dass Vögel beobachten so spannend und gleichzeitig so erholsam sein kann. Die zwei Stunden verflogen im Nu, so dass wir rechtzeitig bei Sonnenuntergang am Fluss ein Bier zusammen trinken und so den interessanten Tag ausklingen lassen konnten.


Am 20. November bin ich in Lumbini, der Geburtsstätte von Siddharta Gautama, dem späteren Buddha, eingetroffen. Ich besuchte am Nachmittag den Maya Devi (Name der Mutter) Tempel, der in einem grossen Religionspark liegt und ein berühmter Pilgerort für Buddhisten aus aller Welt geworden ist. Im riesigen Religionspark sind im Laufe der Zeit viele internationale Klöster entstanden. 

in diesem Bau ist die genaue Stelle, wo Buddha auf die Welt kam

 in diesem Teich soll Maya Devi vor der Geburt noch ein Bad genommen haben

Wegweiser zu den versch. Klöstern innerhalb des Parks


So schreibe ich hier meinen letzten Blog aus Nepal und nehme nach sieben Wochen Abschied mit einem "Auf Wiedersehen!". Morgen früh um 7 Uhr geht es in ca. 8-10 Autofahrstunden über Sonauli nach Varanasi (Benares) weiter. 

ich bin gespannt auf die nächsten 2 1/2 Monate Indien