Meine letzten Tage in Nepal…

Von Kathmandu aus fuhren wir in ca. 6 Stunden Richtung Westen nach Pokhara. Die Stadt mit ca. 200‘000 Einwohnern liegt auf 820 m und ist Ausgangspunkt vieler Trekkingtouren ins Annapurna-Gebiet - dementsprechend touristisch ist der Ort. Pokhara liegt am 5 km langen Phewa (Fewa)-See und bei klarem Wetter kann man das einzigartige Bergpanorama des Annapurna- und des Dhalaugirimassivs bewundern.
Neben den unzähligen Trekkern, Bikern, Paraglidern und sonstigen Tagestouristen, machen hier auch viele Inder einen Zwischenhalt, bevor sie nach Sonauli (Grenzort zu Indien) weiterreisen. Und dann gibt es noch eine Anzahl herumhängender Freaks oder (Alt)Hippies, bei denen wahrscheinlich die Zeit etwas stehen geblieben ist – aber auch für die hat es Platz und Ganja. ;-) Es gibt hier nämlich haufenweise Unterkünfte in allen Preisklassen und an der Hauptstrasse reihen sich Souvenirshops an Secondhandbuchladen, Trekkingbüros, Restaurants, (Dance)Bars, Pubs und kleinen Supermärkten.





Wir trafen bei Regen um ca. 17 Uhr im Hotel ein und ich hoffte natürlich, dass die nächsten zwei Tage aufklaren werden und die Sonne sich im wunderschönen Phewa-See spiegeln wird; so wie ich es schon auf vielen Bildern gesehen habe. Leider wurde mein Wunsch nicht erfüllt; die beiden nächsten Tage blieben grau und die Schneeriesen hielten sich wie vornehme Haremsdamen verhüllt. Wenigstens hielt das Wetter tagsüber, so dass ich trotzdem zwei Tageswanderungen unternehmen konnte. Gegen Abend setzte aber jeweils heftiger Regen ein, was für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich ist. Auch hier scheint die Klimaveränderung nicht spurlos vorbei zu gehen.

Der (Hoch)Nebel über dem See und den Bergen verlieh dem Ort etwas Mystisches; ich schob meine anfängliche Enttäuschung bei Seite und konnte anschliessend die Schönheit der Natur und die vielen Begegnungen am Wegesrand mit den Einheimischen geniessen. In Nepal wird man beim Wandern dauernd angesprochen: Wohin gehst du? Woher kommst du? Wie heisst du? Hast du Kinder? Wo ist dein Ehemann? etc. Die Leute sind unheimlich neugierig, geben aber auch bereitwillig Auskunft, wenn man sie nach Familie, Zivilstand, Beruf etc. fragt.
Da es hier keine Wegweiser gibt, aber unzählige Wege, die irgendwohin führen, ist man darauf angewiesen die Leute zu fragen – ausser man hält sich einen Führer. So gibt es hier in Pokhara auch viele Kinder, die sich für etwas Geld als Führer anbieten. Ich bevorzugte aber alleine zu gehen und die Leute zu fragen, so kam ich (wie oben beschrieben) mit ganz vielen Leuten in Kontakt.
Untenstehend ein paar Impressionen von Pokhara und wenn ihr die Berge sehen wollt, dann müsst ihr halt im Internet nachschauen:







Am 4. regnerischen Morgen holte mich mein Fahrer ab und wir fuhren über eine kurvenreiche Strasse hinauf zum Höhenort Palpa/Tansen (1‘659 m), welcher auf halber Strecke zwischen Pokhara und der nepalesisch-indischen Grenze liegt. Von hier aus hätte man auch eine tolle Aussicht auf den Manasalu (8‘163 m), Annapurna und Dhalaugiri. Ich schreibe im Konjunktiv, denn auch hier war alles nebelverhangen und nass-kalt dazu. So machte ich mir einen gemütlichen Nachmittag, schrieb (in eine Decke eingehüllt) am nächsten Blog, las ein wenig, hörte Musik und nach dem Abendessen kroch ich mit einer Bettflasche in mein Bett, in der Hoffnung, dass dann im Terai das Klima wärmer und sonniger sein wird. Diese Region im Süden Nepals war nämlich meine nächste Destination.



Das flache, subtropische Terai (zwischen 60 bis 600 m ü.M.) bildet einen schmalen Streifen (800 km lang, ca. 40 km breit) zwischen dem Vorgebirge des Himalaya und der indischen Grenze. Hier ist die wichtigste Wirtschafts- und Industriezone Nepals, rund 75 % der landwirtschaftlichen Produkte wie Reis, Mais, Weizen, Bohnen, Linsen, Jute, Tabak, Zuckerrohr und Kaffee werden hier angebaut; in einigen Gegenden gibt es bis zu 3 Ernten pro Jahr. Auch habe ich grosse Holzverarbeitungsindustrien für die Papierherstellung und Zuckerrohrraffinerien gesehen.  
Zu den ältesten hier lebenden Völkern gehören die Tharu. Über eine Million leben hier vor allem im westlichen und mittleren Therai in Dorfgemeinschaften. Die Tharu bilden eine der Hauptgruppen der unzähligen nepalesischen Ethnien.


Der Chitwan Nationalpark liegt im Innern des Terai und ist der erste (1973) in Nepal angelegte Nationalpark. Zuvor ging die Königsfamilie in diesem Gebiet auf die Jagd. Das Klima ist subtropisch mit max. 38 Grad im Mai/Juni und 5 Grad im Dezember/Januar. Die Flora und Fauna von Chitwan ist eine der reichhaltigsten in Asien. Hier leben 400 Exemplare des letzten überlebenden Asiatischen Panzernashorns, rund 60 Tiger, Leoparde und andere kleinere Katzenarten, Schakale (in der Nacht hörte ich sie fürchterlich heulen), Füchse, kleinere Raubtiere, wie Marder, Mungos, Otter, Wildschweine, Lippenbär, vier versch. Hirscharten und über 450 Vogelarten. Dazu findet man bei den Wassertieren der vom Aussterben bedrohte Ganges-Delfin, das Sumpfkrokodil und der bekannte Ganges-Gavial. Diese Krokodilart war vor dem Aussterben bedroht, seit 1978 gibt es ein Aufzuchtprogramm, wo die frisch geschlüpften Tiere aufgezogen und anschliessend in die Wildnis ausgesetzt werden.


Wir trafen nach einer 5 stündigen Fahrt in Chitwan ein. Das Wetter hatte sich nicht wesentlich gebessert, wenigstens war es hier wärmer. Die Sapana Village Lodges liegen direkt am Rand des Nationalparks, eine sehr schöne Anlage mit einem wunderbaren Ausblick:

da oben war mein Zimmer
Restaurant
Am späteren Nachmittag besuchten wir ein nahegelegenes Tharu-Dorf, wo wir unter Führung einen Einblick in das Leben der dort ansässigen Einwohner erhielten. Die Leute waren äusserst offen und zeigten bereitwillig ihr schönes, sauberes, ja pittoreskes Dorf; es kam mir fast wie in einem Freilichtmuseum vor. Ihre Häuser sind aus Lehm gebaut, die Wände werden mit abstrakten Motiven verziert und jeder Hauseingang hat seine spezielle Dekoration - dies alles um ihre Götter freundlich zu stimmen. Die Tharu verehren meist ihre eigenen Götter, aber  inzwischen findet man in einigen Dörfern auch hinduistische Gottheiten.


4-5 Familien teilen sich jeweils einen Brunnen

das Innere einer Küche



die Frauen freuten sich, fotografiert zu werden
Am zweiten Tag war am Morgen ein zweistündiger Elefantenritt durch den Urwald angesagt und ich freute mich riesig darauf, die Welt mal von einem Elefantenrücken aus zu sehen. Wir fuhren mit dem Jeep zum Sammelplatz, wo schon ganz viele Elefanten auf ganz viele Touristen warteten – fast wie an einem Bahnhof, wo die Elefanten die Wagons bilden. Jeder Elefant wurde mit vier Touristen beladen und dann trotteten wir gemächlich  unter der Führung des Mahuds in den Dschungel. 




Wir beobachteten eine Nashornmutter mit ihrem Jungen, zwei von den vier Hirscharten, Affen und einige wunderschöne Vögel. Leider sind die Fotos sehr schlecht geworden, verwackelt, da der Elefant immer in Bewegung war.
Am Nachmittag glitten wir in einem Einbaum den Rapti-Fluss hinab und wir konnten „vom Schiff aus“ die beiden Krokodilarten, welche ein Sonnenbad genossen und einige Vogelarten, die sich am Ufer ausruhten, beobachten.


da gehts wieder flussaufwärts zurück
Wir legten eine halbe Stunde flussabwärts an und wanderten zwei Stunden unter der kundigen Führung unseres Guides durch den Dschungel. Wiederum sahen wir Nashörner, Affen, Vögel, Hirsche, Termitenbauten und die frischen Fussspuren eines Tigers! Leise schlichen wir durch die Büsche und hofften natürlich, den Urheber des Fussabdrucks in einer ungefährlichen Distanz zu ersichten. Leider wurde uns dieser Wunsch nicht erfüllt.

Termitenbau
zwei Nashörner am Baden
frische Tigerspuren

Abendstimmung über dem Park
Am dritten Tag zeigte sich endlich die Sonne und es wurde angenehm warm. Wir brachen um 8 Uhr zur Besichtigung der Elefantenaufzuchtstation auf. Es leben dort 25 erwachsene und junge Elefanten. Der Kleinste (6 Monate alt) war ausser Reichweite der Mutter und wir spielten mit diesem kleinen Koloss, der sicher schon um die 150 Kilo auf die Waage bringt. Ich spürte seine Wucht; als er mich anschubste, bin ich beinahe hingefallen. 

haufenweise Futter wird da angeschleppt

150 dieser Reispakete frisst ein ausgewachsener Elefant täglich

beim Spielen mit dem 6 Monate alten "Baby"

die Kleine ist wieder bei ihrer Muter
Anschliessend war Elefantenbaden im nahegelegenen Fluss bei den Sapana Lodges angesagt, wo man mit den Mahuds den Elefanten waschen kann und dabei selber auch eine „Naturdusche“ kriegt. Da ich gesundheitlich etwas angeschlagen war, hatte mich wahrscheinlich in Palpa/Tansen etwas erkältet, schaute ich dem nass-spassigen Treiben nur zu.

der Elefant benutzte seinen Rüssel wie ein Schnorchel
Tourist und Elefant frisch gewaschen
Am späteren Nachmittag gingen wir zu zweit mit einem Führer zum „Special Birth Watching“. Mit Feldstecher und einem Vogelkundebuch ausgerüstet, liefen wir am Rande des Dschungels, z.T. am Flussufer entlang, hörten dem Pfeifen, Gezwitscher, Gurren, Kreischen und Zwitschern zu und versuchten die Vögel zu orten. Unser Führer, ein junger Tharu, kannte viele Vögel allein von den Lauten, die sie von sich gaben. Ich hätte nie gedacht, dass Vögel beobachten so spannend und gleichzeitig so erholsam sein kann. Die zwei Stunden verflogen im Nu, so dass wir rechtzeitig bei Sonnenuntergang am Fluss ein Bier zusammen trinken und so den interessanten Tag ausklingen lassen konnten.


Am 20. November bin ich in Lumbini, der Geburtsstätte von Siddharta Gautama, dem späteren Buddha, eingetroffen. Ich besuchte am Nachmittag den Maya Devi (Name der Mutter) Tempel, der in einem grossen Religionspark liegt und ein berühmter Pilgerort für Buddhisten aus aller Welt geworden ist. Im riesigen Religionspark sind im Laufe der Zeit viele internationale Klöster entstanden. 

in diesem Bau ist die genaue Stelle, wo Buddha auf die Welt kam

 in diesem Teich soll Maya Devi vor der Geburt noch ein Bad genommen haben

Wegweiser zu den versch. Klöstern innerhalb des Parks


So schreibe ich hier meinen letzten Blog aus Nepal und nehme nach sieben Wochen Abschied mit einem "Auf Wiedersehen!". Morgen früh um 7 Uhr geht es in ca. 8-10 Autofahrstunden über Sonauli nach Varanasi (Benares) weiter. 

ich bin gespannt auf die nächsten 2 1/2 Monate Indien

2 Kommentare:

  1. super blog mämi, isch immer sehr intressant was du da erlebsch! de park muss mega gsi si, der weri au gern debi gsi!! sehr schöni fotis.. i miss you mom <3

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  2. Mini lieb Tatjana, ja, das wär mega schön gsi, wenn du mit debi gsi wärsch! Wer weiss, villicht mache mer ja no emal es reisli zäme ;-) hdmfg dis mämi

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